Sie als Arzt sind zwar kein Verkäufer, allerdings können Sie Ihr Behandlungsspektrum erweitern, indem Sie Ihren Patienten individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) anbieten. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass unter den Patienten die Bereitschaft zunimmt, IGeL-Angebote in Anspruch zu nehmen.
Dieses Potenzial haben schon viele Ihrer Kollegen erkannt, denn der Anteil der GKV-Versicherten, die im Laufe der letzten zwölf Monate in einer Arztpraxis eine ärztliche Leistung als Privatleistung angeboten oder in Rechnung gestellt bekommen haben, wächst kontinuierlich. Waren es 2001 lediglich 8,9 Prozent, so erhöhte sich der Anteil bis 2012 bereits auf ein Drittel (29,9 Prozent). Für 2022 sagen Prognosen sogar 40 Prozent voraus.
Ein guter Zeitpunkt also, um sich über Ihr eigenes Angebot Gedanken zu machen – insbesondere für die Zeit nach Corona. Jetzt müssen Sie nur noch die Klienten erkennen, die IGeL-Angebote gerne annehmen oder sogar voraussetzen.
Doch wie erkennt man Menschen, die für Zusatzleistungen offen sind? Und für wen sind welche IGeL-Leistungen sinnvoll? Wir stellen in diesem Artikel die typischen Zielgruppen vor und verraten, woran man sie erkennt. Darüber hinaus nennen wir für die jeweiligen Zielgruppen auch eine Auswahl an passenden IGeL-Leistungen.
Veganer und Vegetarier
Veganer setzen nicht nur auf eine fleischlose, sondern überwiegend auch auf eine gesunde Ernährung. Das Gleiche gilt für Vegetarier; auch sie sind meistens äußerst gesundheitsbewusst. Für Mediziner gut zu wissen: Wer sich vegan oder vegetarisch ernährt, kennt sich in der Regel gut mit Lebensmitteln und seinem Nährstoffbedarf aus.
Doch eine regelmäßige Kontrolle ist wichtig, denn nur so kann man frühzeitig einen Mangel erkennen oder die Nahrungsergänzung optimieren. Typische Mangelerscheinungen bei Veganern oder Vegetariern können besonders durch das Fehlen von Eiweiß, Kalzium, Vitamin B12, Eisen, Jod, Vitamin D3, Zink, Omega-3-Fettsäuren und Selen entstehen.
Sie äußern sich in Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Wer unter einem Nährstoffmangel leidet, hat oft einen gesteigerten oder einen stark herabgesetzten Appetit. Veganer und Vegetarier mit Mangelerscheinungen fühlen sich außerdem unwohl, leiden unter gedrückter Stimmung und besitzen einen Hang zur Depression. Auch Muskelschmerzen können Anzeichen einer Fehlernährung sein.
IGeL-Leistungen: Ausführliche Ernährungsberatung, Laboruntersuchungen von Blut und Urin
Leistungssportler und Sportanfänger
Menschen, die intensiv Sport treiben, sind ebenfalls äußerst ernährungsbewusst.
Sie wissen, dass man mithilfe bestimmter Lebensmittel sowohl die Leistung als auch die Regeneration steigern kann, und sind daher die ideale Zielgruppe für eine intensive Ernährungsberatung.
Aber auch Menschen, die nach einer längeren Sportpause mit einem regelmäßigen Training beginnen und sich vorher „durchchecken“ lassen wollen, sind eine mögliche Zielgruppe für IGeL-Angebote. Denn damit lässt sich die Frage beantworten, ob der Patient die körperlichen Voraussetzungen besitzt, um mit dem angestrebten Trainingspensum zu beginnen.
In beiden Fällen können Sie Ihre Patienten mit einer Labordiagnostik unterstützen, mit deren Hilfe sich Ernährung und Training optimal aufeinander abstimmen lassen. Mit einem Belastungs-EKG, einem Lungenfunktionstest oder einem Ultraschall des Bewegungsapparates lässt sich zudem überprüfen, ob Ihr Patient auch ohne sportliche Vergangenheit in der Lage sein wird, jenseits seines 60. Geburtstags den ersten Marathon zu absolvieren.
IGeL-Leistungen: Intensive Ernährungsberatung, freiwillige Sport-Checks
Müdigkeit und Abgeschlagenheit
Bei Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen sind Ihre Patienten möglicherweise offen für erweiterte Behandlungsmethoden. Dabei ist die Liste alternativer Methoden, die Sie ihnen anbieten können, sehr lang. Häufig nachgefragt und auch angeboten werden beispielsweise sogenannte Vitalisierungs- und Aufbaukuren.
Für diese Zielgruppe könnten auch Akkupunktur oder ein erweiterter Check-up interessant sein. Letzterer kann folgende Leistungen beinhalten: Organcheck, Bauchsonographie und Messung des Vitamin-D3-Spiegels im Blut. Eine Laboranalyse der Blutwerte gibt zudem Aufschluss über weitere potenzielle Ursachen wie Entzündungen, Infektionen oder ein Nährstoffmangel.
In einem Beratungsgespräch lassen sich oft erste Hinweise auf die Ursache der Müdigkeit finden, insbesondere wenn der Patient seinen Alltag beschreibt. So können beispielsweise das Schlafverhalten, sportliche Aktivitäten, üppige Mahlzeiten, zu wenig Flüssigkeit oder schlechte Luft (zum Beispiel im Büro) einen starken Einfluss auf das Befinden des Patienten haben.
IGeL-Leistungen: Vitalisierungs- und Aufbaukuren, Akkupunktur, Laboruntersuchungen, erweiterter Check-up
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass alle drei Zielgruppen grundsätzlich offen für IGeL-Angebote sind. Darüber hinaus steigt auch die Nachfrage nach Präventionsmaßnahmen stetig. Sie als Arzt können dieses große Potenzial nutzen, indem Sie die typischen Zielgruppen erkennen und auch die entsprechenden Leistungen im Angebot haben.